Unternehmen haben wie Menschen unterschiedliche Lebensabschnitte, sagt Dr.-Ing. Thomas Biskup. Um die wilde Anfangszeit, als er zusammen mit Dr. Gero Presser und Dr. Norbert Jesse QuinScape mitten in der Dotcom-Krise gründete, ging es in Teil 1 unserer kleinen Interview-Reihe zum 20-jährigen Firmenjubiläum.   

 

Wo steht QuinScape heute? 

Dazu macht Thomas Biskup im 2. Teil eine Bestandsaufnahme und spricht über Werte und Kultur, gemeinsam Ziele mit OKR erreichen, den Zusammenschluss als Gruppe und die Vision, dass niemand jemals wieder schlechte Entscheidungen treffen muss. 

 

 

QuinScape heute: Werte, Vision und Weichenstellung für die Zukunft

 

Thomas, wenn Du von heute aus zurückblickst, was hat sich für Dich, Gero und Norbert aus unternehmerischer Sicht verändert?

Dr.-Ing. Thomas Biskup: Wie Menschen haben auch Unternehmen unterschiedliche Lebensabschnitte und verändern sich im Laufe der Zeit. Die Anfangszeit war für uns Gründer noch sehr operativ geprägt, wir haben überall mitgemischt, waren in Projekten und bei Kunden. Gerade in der frühen Zeit ging es vor allem darum, die Dotcom-Krise zu überleben.

Ab einer Größe von 60, 70 Mitarbeitern kam dann der Zeitpunkt, wo nicht immer alles an uns drei Geschäftsführern hing und wir plötzlich auch mehr Optionen hatten, das Unternehmen zu gestalten. Das ist etwas, was immer weiterwächst und was uns allen großen Spaß macht, zu sehen, wie viele tolle Kollegen innerhalb von QuinScape ihre Teams aufgebaut haben und ihre Ideen und Ziele umsetzen. Es wird also immer eine Stufe größer.

Mit unserer Buy & Build-Strategie wird es dann nochmal eine Ebene größer. Jetzt reden wir auf Unternehmensebene, wie man unterschiedliche Firmen und Kulturen in einer Gruppe zusammenbringt und daraus wieder tolle neue Dinge entstehen können. Mit ixto und SD&C als unseren ersten beiden Partnern in der Group sind wir da bereits auf einem sehr guten Weg.

Was waren denn Deiner Meinung nach die wichtigen Themen, die QuinScape in der jüngeren Vergangenheit geprägt haben und wo steht das Unternehmen heute?

Da gibt es meiner Ansicht nach drei Aspekte, die besonders herausstechen.

Ein Aspekt ist, dass wir überlegt haben, wie wir uns in Zukunft als Unternehmen positionieren wollen. Thematisch bedeutet das, dass wir uns auf die Schwerpunkte Data Management und Analytics einerseits und Software Engineering andererseits fokussieren. Übergeordnet für unsere Firma war uns dabei wichtig, die Vision, die all das antreibt, was wir in unserem Unternehmen tun, zu schärfen und zu formulieren.

Unsere Vision, „Niemand muss jemals wieder schlechte Entscheidungen treffen“, finde ich deshalb so gut, weil jeder intuitiv versteht, was damit gemeint ist. Jeder weiß, was eine schlechte Entscheidung ist, und dass man diese nicht treffen möchte.

Die Bilder, die dabei im Kopf entstehen, sind meistens eine gute Grundlage für ein Gespräch, mit Kunden genauso wie mit Partnern und ganz besonders auch mit Bewerbern. Denn egal, ob für ihre Berufswahl das Fachliche im Vordergrund steht oder Dinge wie Work-Life-Balance, Sinnstiftung, Diversität, Umweltschutz – all diese Themen kann man mit dieser Vision verbinden.

Im Endeffekt möchten wir jeder Zielgruppe klarmachen, dass wir mit dem, was wir tun, dazu beitragen wollen, dass eine bunte, sehr vielfältige Welt hoffentlich ein bisschen besser wird.

Punkt zwei ist meiner Ansicht nach, unsere Kultur weiterzugeben. Für uns drei Gründer haben Kultur und Werte von Anfang an eine immens wichtige Rolle gespielt. Die spannende Frage ist dann, wie man diese Werte aufrechterhält und weitergibt, wenn das Unternehmen immer größer wird.

 

Unsere Werte bei QuinScape

 

Auch wenn wir dabei nicht fehlerfrei waren, ist es uns, glaube ich, gut gelungen, weitere Führungsebenen aufzubauen, Menschen mit uns groß werden zu lassen, die unsere Werte und Kultur teilen und als wichtig empfinden. Damit ist hoffentlich auch der Grundstein gelegt, bei zukünftigem Wachstum noch QuinScape zu bleiben.

Wenn Gero, Norbert und ich neue Firmen kennenlernen, um zu überlegen, ob sie in die Gruppe passen könnten, geht es in einer unserer ersten Folien immer um unsere Werte. Und wir merken, dass das super ankommt und immer zu guten Diskussionen führt.

Warum finden wir das so wichtig? Das hat einfach damit zu tun, dass wir ganz am Anfang gelernt haben: Egal wie schwierig die Zeiten sind, mit den richtigen Menschen und der richtigen Motivation kann man eine Menge reißen. Ohne unsere Kollegen, ohne die vielen Leute, die uns über die Jahre begleitet haben, wären wir nicht da, wo wir heute sind. Unsere Mitarbeiter sind und bleiben unser wichtigstes Gut und deswegen versuchen wir auch immer, nach bestem Wissen und Gewissen dort viel zu investieren.

„Egal wie schwierig die Zeiten sind, mit den richtigen Menschen und der richtigen Motivation kann man eine Menge reißen. Ohne unsere Kollegen, ohne die vielen Leute, die uns über die Jahre begleitet haben, wären wir nicht da, wo wir heute sind.“

 

Punkt drei ist für mich, dass wir immer eine Idee davon haben, wie wir uns weiterentwickeln wollen. Dass nicht nur wir drei Gründer, sondern auch die Führungsebenen sich immer auch mal wieder auf neue Abenteuer einlassen, den nächsten Schritt machen oder die nächste Liga erreichen wollen.

Das halte ich persönlich für ganz wichtig, weil Stillstand für mich Rückschritt bedeutet, wenn man sich also zu sehr einigelt und sich nicht mehr traut, Dinge in Frage zu stellen. Deswegen bin ich sehr glücklich, dass wir immer versuchen, einige Bälle in der Luft zu halten und auch mal was ausprobieren. Klar, fallen davon ein paar Bälle auch mal runter, aber die interessanten fängt man dann auf.

Eins der internen Themen, mit denen wir uns bei QuinScape aktuell beschäftigen, ist die Managementmethode OKR. Was war die Motivation dahinter, OKR bei uns im Unternehmen einzuführen?

Die Herausforderung, die wir seit einigen Jahren gesehen haben, war, je größer die Firma wurde, desto weniger wusste man, was in den einzelnen Teams passierte. Um wieder mehr Transparenz für alle zu erzeugen, und damit auch mehr Verständnis dafür, warum an verschiedenen Stellen woran gearbeitet wird, wollen wir Schritt für Schritt ein System etablieren, mit dem für alle Mitarbeiter klar wird, was wir eigentlich tun.

An OKR fanden wir gut, dass von der Idee her immer mehr Mitarbeiter und Teams eingebunden werden und die Ideen von unten nach oben oszillieren – und nicht immer nur die Botschaften von oben nach unten.

Wir haben bewusst mit unseren großen Teams angefangen, um einen Startpunkt zu haben, zu experimentieren und zu lernen, bevor wir OKR dann auf das gesamte Unternehmen ausrollen. Das ist ein sehr komplexer Transformationsprozess, und wir wissen, dass da noch ein Menge Arbeit vor uns liegt.

Aber Transparenz und Offenheit gehören nun mal zu unseren Werten und da haben wir gesehen, dass wir bei der Größe, die wir mittlerweile erreicht haben, ein neues Werkzeug brauchen, dem gerecht zu werden.

Lass uns noch mal über die Buy & Build-Strategie sprechen. Was hat es damit auf sich?

Die Ursprungsidee war, die Weichen zu stellen für eine sichere Zukunft der Firma QuinScape, damit das, was wir an Kultur, an Werten und Gemeinschaft geschaffen haben, auch von der nächsten Generation, also von Menschen, die hier in der Firma mit der Kultur herangewachsen sind, übernommen und weiterführt werden kann.

Dabei haben wir zwei Möglichkeiten gesehen: Entweder wird QuinScape an ein größeres Unternehmen verkauft und geht darin auf, oder wir werden selbst größer. Uns war schnell klar, dass verkauft zu werden und uns aufzulösen nicht das ist, was wir wollen und was wir leben. Wir haben eine Kultur und Werte entwickelt, an denen wir hängen und die, glaube ich, auch unsere Mitarbeiter zu schätzen wissen. Das wollen wir auf jeden Fall bewahren.

Wir haben uns dann auf die Suche nach einem Investor gemacht, der sich speziell für Wachstum interessiert, um mit ihm als Partner größer, stärker und noch solider zu werden. Wir sind froh, mit Auctus einen Investor gefunden zu haben, mit dem wir als Unternehmen weiter Gas geben können, mit spannenden Menschen neue Ideen voranzutreiben.

 

Die Geschäftsführer der ersten drei Unternehmen der Gruppe: Andreas Röttger und Boris Labischinski für die SD&C, Martin B. Schultz und Dr. Simon Birkholz für die ixto sowie Dr.-Ing. Thomas Biskup, Dr. Gero Presser und Dr. Norbert Jesse für die QuinScape GmbH

 

Deswegen war für uns auch die Möglichkeit so interessant, eine Gruppe zu bauen, in der keiner aufgesaugt oder geschluckt wird, sondern wo wir auf Augenhöhe mit anderen schlauen Menschen gemeinsam etwas viel Besseres schaffen können. Man kann hier schon von einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten sprechen, die ein gewisses Wertefundament teilen, wobei jeder weiter für sich koexistiert, über die Gruppe aber viel stärker und leistungsfähiger aufgestellt ist, um im Wettbewerb mit den Großen besser bestehen zu können.

Das ist die Idee hinter der Buy & Build-Strategie: Eine nachhaltige Zukunft für QuinScape zu bauen, die nicht an einzelnen Menschen hängt, sondern an der Gemeinschaft. Und das auf eine Weise zu tun, mit der wir möglichst viele Leute möglichst gut mitnehmen. Deswegen sind solche Tools wie OKR gerade auch so wichtig, Transparenz zu schaffen und an gemeinsamen Zielen zu arbeiten.

Letzte Frage: Wenn Du Thomas heute, den Thomas von damals treffen würdest, was würdest Du ihm mitgeben?

Ehrlich gesagt würde ich ihm verraten, was funktioniert hat und ihm sagen: „Glaub’s mir einfach, Junge!“. Ich gucke ja schon immer sehr selbstkritisch auf QuinScape und auch auf mich selbst. Ich glaube, unsere größte Schwäche war damals, dass wir uns nichts haben sagen lassen.

Wir haben in den ersten Jahren viel Zeit investiert, um Dinge selbst herauszufinden, die uns andere, kluge und erfahrenere Menschen vorher schon gesagt haben. Wir mussten aber immer erst alles selbst lernen, wo wir eigentlich den geraden Weg hätten gehen können. Das hat sich inzwischen glücklicherweise geändert.

 


In Teil 1 spricht Dr. Gero Presser darüber, wie im Jahr 2001 alles begann.

Im 3. Teil unserer Interview-Reihe zum 20-jährigen Jubiläum wagt Dr. Norbert Jesse einen Blick in die Zukunft, in das IT-Umfeld von morgen und welche Rolle QuinScape darin spielen möchte.

In Teil 4 werfen die beiden QuinScape-Mitarbeiter Sascha Steiger und Philip Moston, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Dienstjubiläum feiern, einen Blick zurück. (coming soon)

 

Das sind wir. QuinScape entstand 2001 aus einer Gruppe begeisterter IT’ler, die eine Chance darin sahen, mit moderner Softwareentwicklung den Weg in die digitale Zukunft zu gestalten. Diese unmittelbare Herkunft aus der Technik und die Begeisterung, etwas bewegen zu können, prägen uns bis heute. QuinScape unterstützt globale Markt- und Markenführer aus den Branchen Automotive und Pharma, aber auch viele Hidden Champions des deutschen Mittelstands darin, nie wieder schlechte Entscheidungen treffen zu müssen – durch herausragende Leistungen in Data Management, Analytics und Software Engineering. Alle Geschäftsführer sind leidenschaftliche Techniker. Entsprechend direkt läuft der Austausch zwischen ihnen und den Teams: Nicht Zahlen spielen die erste Geige, sondern Werte und Ideen. Als stetig wachsendes Unternehmen sind wir bereit, uns mit neuen Ideen auseinanderzusetzen. Um diesen kreativ begegnen zu können, ist eine offene Atmosphäre unumgänglich. Eitelkeiten, das Beharren auf Positionen und starre Hierarchien empfinden wir als vergeudete Arbeits- und Lebenszeit. An ihre Stelle setzen wir lieber etwas ganz Anderes: Wertschätzung sowie eine offene Diskussionskultur quer durch alle Bereiche. Daher sind eine „Open Door Policy“ aller Führungskräfte, innovatives Denken, Fehlerkultur, Experimentierfreudigkeit und Transparenz die Grundpfeiler unserer Haltung.