2021 ist ein besonderes Jahr für QuinScape! Zum einen feiern wir unser 20-jähriges Firmenjubiläum, zum anderen schlagen wir mit dem Zusammenschluss zur QuinScape Group in diesem Jahr den Weg Richtung Zukunft unserer Unternehmensgeschichte ein.

Ideale Gelegenheit also, gemeinsam mit unseren drei Geschäftsführern und Gründern Dr. Gero Presser, Dr.-Ing. Thomas Biskup und Dr. Norbert Jesse zurück zu schauen, Bestandsaufnahme zu machen und einen Blick in die Zukunft zu wagen.

Im ersten Teil unser kleinen Interview-Reihe wirft Dr. Gero Presser einen Blick zurück ins Jahr 2001, darauf, wie alles begann.

 

So sahen sie damals aus, die drei QuinScape-Gründer und Geschäftsführer: (v.l.) Dr.-Ing. Thomas Biskup, Dr. Norbert Jesse, Dr. Gero Presser

 

Mit Lust auf neue Technologien und einer Portion Idealismus ein Unternehmen gründen

 

Gero, wenn Du zurückblickst auf das Jahr 2001, was war das für eine Zeit, in der Du, Thomas und Norbert QuinScape gegründet haben?

Dr. Gero Presser: Wir haben uns damals alle im Fachbereich Informatik an der Uni Dortmund kennengelernt. Thomas und ich wollten dort promovieren und Norbert war schon längere Zeit fest am Lehrstuhl angestellt. Es war ein großer Fachbereich, der immer schon viele Projekte umsetzte, vor allem Industrieprojekte. Die Entscheidung zu promovieren ist uns gar nicht so leicht gefallen, weil man schon zu dieser Zeit als gut ausgebildeter Informatiker sehr gute Jobs bekommen konnte.

Aber für uns war eben auch eine gute Portion Idealismus dabei. Wir haben uns damals schon mit spannenden Technologien beschäftigt, wie zum Beispiel mit Chatbots und neuronalen Netzen, also dem, was man heute unter Deep Learning, Künstliche Intelligenz oder Machine Learning versteht. Vor zwanzig Jahren hat das noch keinen Menschen interessiert. Aber das ist eben auch das Schöne an der Forschung, dass man dort schon ein bisschen weiter ist, als man es in der Industrie im praktischen Einsatz findet.

Technisch der Zeit voraus: Chatbots? Für QuinScape ein alter Hut!

 

Da unser Lehrstuhl am Technologiepark angesiedelt war mit vielen Tech-Firmen um uns herum, haben wir mit der Zeit immer mehr das Gefühl entwickelt, dass es doch eine gute Idee sein könnte, Forschung und Unternehmertum zu kombinieren. Unser damaliger Professor, Prof. Dr. Bernd Reusch, hat das nicht nur gefördert, er hat uns Gründer auch aktiv zusammengebracht im Rahmen einer Konferenz in Madrid.

Dazu kam die Möglichkeit, am start2grow-Gründungswettbewerb teilzunehmen, der damals von der Stadt Dortmund ins Leben gerufen wurde. So haben wir auch andere Gründer kennengelernt und eine Gründungskultur erlebt.

Genau in dieser Zeit platzte dann die Dotcom-Blase. Da war uns klar, wenn wir gründen wollten, dann mussten wir ein Geschäftsmodell finden, das sich von Anfang an trägt. Eine Finanzierung zu bekommen, die einem die Zeit lässt, in Ruhe ein Geschäftsmodell in die Gewinnphase zu entwickeln, war kaum noch möglich.

So haben wir dann die Richtung des IT-Dienstleisters eingeschlagen. Wir haben uns gesagt, wir nutzen unsere Skills im IT-Bereich und suchen uns in unserem Netzwerk Unternehmen, die uns engagieren, um in Projekten zu arbeiten.

Gegründet haben wir übrigens zu fünft. Zum Gründungsteam gehörten neben Norbert, Thomas und mir auch Professor Dr. Bernd Reusch und Dr. Jens Hiltner, der nach ungefähr einem Jahr wieder ausgestiegen ist.

 

Wie war denn so die Anfangszeit von QuinScape? Wie habt Ihr losgelegt?

Vor allem haben wir mit einem minimalen Kostenapparat losgelegt. Gestartet sind wir von der Uni aus, ohne eigenes Büro. In unserer freien Zeit haben wir am Firmenaufbau gearbeitet, im Zweifelsfall hat dann die Promotion gelitten.

Wir haben früh erste Dienstleistungsprojekte gefunden, meistens durch Zufälle, durch private Kontakte oder Netzwerke. Das war schon ein Sprung ins kalte Wasser. So sind wir hier mal drei Monate in ein Projekt gegangen, da mal zwei Monate, dort mal sechs. Von Projekten für einen Versicherungskonzern bis zu Java-Schulungen für das SAP-Kernentwicklerteam war damals alles dabei.

Solche Projekte haben uns den Anschub gegeben, auch erste Leute anzustellen, vor allem Studenten. So sind wir dann früh auch schon in unsere ersten Büroräume in der Thomasstraße in Dortmund gezogen – zentral in der Stadt gelegen, wenn auch nicht die allerbeste Gegend.

 

So sah’s in QuinScapes erstem Büro aus.

 

Aber für uns war es toll! Wir haben noch alle Wände selbst tapeziert und gestrichen. Unsere ersten Möbel haben wir mit einem gemieteten LKW aus Düsseldorf gebraucht abgeholt von einem Telko-Unternehmen, das sich gerade verkleinert hatte. Das war ein tolles Erlebnis, niemand von uns ist je zuvor mit so einem großen und klobigen Gefährt unterwegs gewesen und musste dermaßen viele Möbel schleppen.

Mit der Zeit haben wir die ersten Vollzeitmitarbeiter eingestellt, was schon ein großes Ding für uns war, zumal wir Gründer selbst erst nach und nach in die Vollzeit gewechselt sind. So sind wir dann stetig weiter gewachsen, haben erst weitere Büroräume mit dazu gemietet und sind nach fünf Jahren mit rund 30 Mitarbeitern in die Wittekindstraße umgezogen.

 

Schon ein bisschen aufgeräumter: Umzug ins Büro in der Wittekindstraße in Dortmund.

 

In welche Richtung hat sich QuinScape dann mit der Zeit entwickelt?

Wir kamen aus dem Java-Umfeld und haben uns früh für das Web interessiert, was damals noch alles andere als selbstverständlich war. Uns interessierte dabei vor allem, wie man Webtechnologien nutzen kann, um Anwendungen für und zwischen Unternehmen zu bauen. Darauf haben wir damals gesetzt, ohne zu wissen, ob sich das wirklich als Markt entwickelt.

In unseren ersten Projekten haben wir viel gelernt. Wir haben Kunden und deren Probleme kennengelernt, aber auch unterschiedliche Arbeitsweisen und Technologien.

Die zwei größten Learnings waren sicherlich die Erfahrungen mit unserem ersten wirklich großen Konzernkunden, wo wir den Eindruck gewinnen konnten, wie groß tatsächlich Projekte im Enterprise-Umfeld werden können. Das eröffnete uns eine riesige Wachstumschance.

Zum anderen haben wir über unsere Bekanntschaft mit der Plattform Intrexx gelernt, wie das Geschäftsmodell funktioniert, spezialisierter Partner für ein Produkt zu sein und sich damit zu positionieren.

So haben wir innerhalb der ersten drei Jahre dann auch unsere Richtung als Dienstleistungsunternehmen gefunden, das sich auf ausgewählte Technologien und Partner spezialisiert, darüber Kunden findet und mit diesen wächst.

 

Wie habt Ihr drei Euch in den ersten Jahren als Unternehmer entwickelt, welche Erfahrungen habt Ihr gemacht und was war Euch wichtig?

Die Anfangszeit war für uns als junge Unternehmer natürlich auch eine sehr emotionale und intensive Zeit, weil es eine Weile gebraucht hat, bis wir so weit gefestigt waren, dass wir nicht nur von Projekt zu Projekt, sondern langfristiger planen konnten. Zu erkennen, welche Verantwortung wir unseren Mitarbeitern gegenüber haben, hat uns dann auch schon mal schlecht schlafen lassen.

Was uns von Anfang an wichtig war, war eine Kultur und ein Umfeld zu schaffen, in dem es Spaß macht zu arbeiten, wo wir freundschaftlich miteinander umgehen und wir uns durch Kompetenz Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufbauen.

Wir haben damals schon sehr agil gearbeitet, mit flachen Hierarchien, was vielleicht auch von diesem Wissenschaftsgedanken herkam, der uns geprägt hat. Industrieunternehmen waren zu der Zeit ja noch meistens sehr hierarchisch konservativ geprägt. Das wollten wir für unser Unternehmen nicht.

Bis zu einer Größenordnung von 50 Mitarbeitern war das auch noch relativ einfach umsetzbar. Jeder kannte jeden, jeder hat mit jedem mal ein Bier getrunken. Da brauchte es lange keine wirklich formalen Strukturen. Es hat sich dann aber doch nach und nach entwickelt, dass wir Teamleiter für bestimmte Bereiche eingeführt haben.

 

Haben in den ersten Jahren noch Vollzeit in Projekten gearbeitet: Dr.-Ing. Thomas Biskup (l.) und Dr. Gero Presser (Foto/Copyright Lutz Kampert, Dortmund)

 

Die ersten zehn Jahre waren Thomas und ich ja selbst auch noch Vollzeit in Projekten unterwegs. Der Übergang, wie man immer so schön sagt, am Unternehmen zu arbeiten und nicht im Unternehmen, dass wir also gestalten konnten, wohin wir uns mit QuinScape entwickeln, das war ein stetiger und wichtiger Prozess. Wir möchten diese Zeit aber auf keinen Fall missen, die echte Erfahrung in der Praxis ist einfach wichtig.

 

Was waren die wichtigsten Aspekte aus der Anfangszeit, die Euch dahin gebracht haben, wo QuinScape heute steht?

Was oft nach einer Phrase klingt, was uns aber immer wichtig war, ist, unsere Kultur nicht nur nach innen, sondern auch in unseren Kundenprojekten zu leben. Auch dort haben ja wir mit Menschen zu tun, die nicht nur kompetente Mitarbeiter sind, mit denen es Spaß macht zu arbeiten, sondern denen gegenüber wir immer auch ein hohes Verantwortungsgefühl empfinden.

Wir haben immer alles daran gesetzt, die Probleme unserer Kunden wirklich ernst zu nehmen und zu lösen. Diese Kultur des Umgangs miteinander im Unternehmen, aber auch mit Partnern, ist ein ganz essentieller Erfolgsfaktor.

 

QuinScape auf der Überholspur!

 

Inhaltlich war es für uns wichtig zu lernen, dass wir mit den richtigen Mitarbeitern, den richtigen Partnern und der richtigen Positionierung als Unternehmen gut wachsen und uns erfolgreich am Markt entwickeln können. Mittlerweile haben wir ja viele DAX-Unternehmen als Kunden, das ist schon ein Modell, das wir multipliziert haben.

Wenn man es selbst miterlebt hat, fühlten sich manche Dinge durchaus wie Zufälle an, zum Beispiel mal einen Glückstreffer zu landen. Aber rückwärts betrachtet ergibt sich schon eine runde und stimmige Geschichte, da erkennt man dann doch auch das planvolle Vorgehen.

 

Wenn Du, der Gero von heute, den Gero von damals treffen würdest, was gibst Du ihm mit auf den Weg?

Ich finde rückblickend den Weg, wie wir ihn gegangen sind, total klasse – auch manche Fehler gemacht zu haben, einfach, weil es uns dabei geholfen hat, die Dinge besser zu verstehen. Vielleicht würde ich mir raten, gewissen Situationen gegenüber gelassener zu reagieren.

Es gibt einfach Dinge, die kann man nicht kontrollieren, Risiken, bei denen man einfach abwarten muss. Hier würde ich mir eine optimistische Gelassenheit mitgeben, im Sinne von: „Mach das ruhig so, das wird schon funktionieren.“

 


 

In Teil 2 spricht Dr.-Ing. Thomas Biskup darüber, wo QuinScape heute steht und was uns dahin gebracht hat.

Im 3. Teil unserer Interview-Reihe zum 20-jährigen Jubiläum wagt Dr. Norbert Jesse einen Blick in die Zukunft, in das IT-Umfeld von morgen und welche Rolle QuinScape darin spielen möchte.

In Teil 4 werfen die beiden QuinScape-Mitarbeiter Sascha Steiger und Philip Moston, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Dienstjubiläum feiern, einen Blick zurück. (coming soon)

 

Das sind wir. QuinScape entstand 2001 aus einer Gruppe begeisterter IT’ler, die eine Chance darin sahen, mit moderner Softwareentwicklung den Weg in die digitale Zukunft zu gestalten. Diese unmittelbare Herkunft aus der Technik und die Begeisterung, etwas bewegen zu können, prägen uns bis heute. QuinScape unterstützt globale Markt- und Markenführer aus den Branchen Automotive und Pharma, aber auch viele Hidden Champions des deutschen Mittelstands darin, nie wieder schlechte Entscheidungen treffen zu müssen – durch herausragende Leistungen in Data Management, Analytics und Software Engineering. Alle Geschäftsführer sind leidenschaftliche Techniker. Entsprechend direkt läuft der Austausch zwischen ihnen und den Teams: Nicht Zahlen spielen die erste Geige, sondern Werte und Ideen. Als stetig wachsendes Unternehmen sind wir bereit, uns mit neuen Ideen auseinanderzusetzen. Um diesen kreativ begegnen zu können, ist eine offene Atmosphäre unumgänglich. Eitelkeiten, das Beharren auf Positionen und starre Hierarchien empfinden wir als vergeudete Arbeits- und Lebenszeit. An ihre Stelle setzen wir lieber etwas ganz Anderes: Wertschätzung sowie eine offene Diskussionskultur quer durch alle Bereiche. Daher sind eine „Open Door Policy“ aller Führungskräfte, innovatives Denken, Fehlerkultur, Experimentierfreudigkeit und Transparenz die Grundpfeiler unserer Haltung.