Zu Gast in unserer Interview-Reihe Datenhelden sprach Jonathan Sunderland, Data Evangelist bei Ab Initio, mit Dataciders-Geschäftsführer Dr. Gero Presser über wichtige Stationen seiner Karriere, diskutierte mit ihm, warum kritisches Denken die Grundlage für Data Literacy sein sollte, und warf einen Blick auf die Zukunftstrends der Datenwelt.

 

 

Jonathan Sunderland, Data Evangelist bei Ab Initio, ist mit seiner über 30-jährigen IT-Karriere einer der führenden Experten im Bereich Data & Analytics. Vom Startup bis zum Konzern arbeitete er für unterschiedlichste Unternehmen in verschiedenen Branchen.

Mit Rollen vom Entwickler, Analysten, Solution Architect bis hin zum Director of Data Science bietet sein breites Spektrum an praktischem Know-how einen einzigartigen Einblick in die Welt der Daten.

Was ihn bei all seinen Stationen antreibt, ist zum einen seine Leidenschaft, Agilität in Organisationen zu bringen, und zum anderen seine unendliche Neugier und Wissbegierde. „Ich versuche immer, die Welt zu verstehen und herauszufinden, was wir tun können, um sie besser zu machen. Ein guter Umgang mit Daten ist ein wichtiger Bestandteil davon.“

Stationen einer 30-jährigen Karriere in der Datenwelt

Zu Sunderlands Arbeitgebern zählte neben Experian, Sky, Harbr und der Direct Line Group auch Sony Playstation. Sechs Jahre arbeitete er dort, zuerst als Solution Architect, später als Director of Data Science.

Im Jahr 2020 wechselte Sunderland schließlich zu Ab Initio, deren Software er bereits seit vielen Jahren für seine Projekte nutzte. Hier reizte ihn besonders der Ansatz des „First Principle Thinking“, das komplexe Sachverhalte von Grund auf neu denkt und Lösungen jenseits festgefahrener Strukturen entwickelt.

Ein wichtiger Aspekt für diesen Ansatz ist das kritische Hinterfragen von Sachverhalten. Im Gespräch mit Dr. Gero Presser diskutiert Jonathan Sunderland, was Critical Thinking in Bezug auf Data Literacy bedeutet.

Critical Thinking als Grundlage für Data Literacy

Um einen besseren Umgang mit Daten zu erreichen, so Sunderlands Beobachtung, werde heutzutage der Fokus zu stark auf das technologische Verständnis gerichtet. Doch die Technologie hinter den Daten zu verstehen, sei hier für eine umfassende Datenkompetenz nicht ausreichend.

Ein technisches Verständnis sei zwar durchaus nützlich. Wenn man jedoch nicht in der Lage ist, sich kritisch mit einem Problem auseinanderzusetzen, dann fehle auch die Fähigkeit, das Problem zu verstehen.

„Ich denke, dass wir bei den Grundlagen der Datenkompetenz nicht über Daten sprechen sollten, sondern über eine Optimierung des Systems. Denn Daten sind nur dazu da, um zu verstehen, was das Problem ist, und wie man es am besten misst und löst.“

Kritisches Denken ist für Sunderland somit etwas Grundlegendes. Bevor man sich mit technischem Datenverständnis beschäftigt, sollte man auch ein Verständnis von Ökonomie und Soziologie entwickeln, also beispielsweise wissen, wie sich Menschen verhalten und welche Vorurteile es gibt oder wie Entscheidungen getroffen werden.

„Data Literacy ist wichtig“, lautet Sunderlands Fazit, „aber man muss auch das System dahinter verstehen und darüber nachdenken, wie man dieses System verbessern kann“.

Zukunftstrend: Metadaten als Asset

Geht es um Zukunftstrends in der Datenbranche, fallen heutzutage oft die Begriffe Data Mesh und Data Fabric. „Wir sind schon lange genug in der Branche, um zu wissen, dass es in zwei oder drei Jahren wieder einen neuen Trend geben wird“, sagt Sunderland. Trotzdem beobachtet auch er eine interessante Entwicklung in Organisationen.

„Was ich bei vielen Organisationen, sehe, ist eine Verlagerung des Schwerpunkts hin zur Betrachtung von Metadaten als Vermögenswert“, sagt Sunderland.

Spricht man von Metadaten, gibt es zum einen die technischen Metadaten, mit denen Organisationen ihr System beschreiben können. Sie zeigen, wie die Daten physisch aussehen, wo sie sich befinden, welche Struktur sie haben, und welche Regeln zugrunde liegen. Zum anderen gibt es noch auf das Geschäft bezogene Metadaten, die beispielsweise Hierarchien betreffen.

Sunderland sieht als wichtigste Herausforderung für Organisationen, die technischen mit den geschäftlichen Metadaten zu verknüpfen. „Was ich wirklich interessant finde, sind Organisationen, die ein Metadaten-Team aufbauen und Metadaten als Vermögenswert behandeln. Zweck ist hier, dass sich diese Investition auszahlt, dass man die Metadaten für so viele verschiedene Zwecke wie möglich nutzt, um den Wert zu steigern“, erklärt Sunderland. „Ich glaube, dass sich dadurch die Art und Weise ändert, wie die Menschen über die Nutzung von Daten denken.“


Das ausführliche Gespräch mit Jonathan finden Sie hier.