Es gibt viele spektakuläre Trends, Entwicklungen und Themen rund um Business Intelligence, Advanced Analytics und Data Science, angefangen vom Self-Service über Big Data bis hin zum Maschinellen Lernen und weiteren Verfahren der Künstlichen Intelligenz. Diese Themen sind ohne Zweifel wichtig, verändern die Welt und beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit von Organisationen. Dennoch ist es ein Trugschluss, hieraus zu folgern, dass es keinen Bedarf für das klassische Berichtswesen mehr gäbe.

Wie immer im Leben braucht man das richtige Werkzeug für den richtigen Anwendungsfall. Ein Hammer ist nicht per se gut. Er ist vergleichsweise unnütz, wenn man durstig ist, aber äußerst hilfreich, um einen Nagel in eine Wand zu schlagen. Das gleiche gilt natürlich auch für die vielen Werkzeuge im Bereich Business Intelligence und Data Science. Um sich kontinuierlich ein Bild von der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zu verschaffen, sollten Mitarbeiter keine R-Programme schreiben oder künstliche Neuronale Netze konsultieren, hier liegt die Domäne des Berichtswesens.

Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für die vergleichsweise einfachen Visualisierungswerkzeuge im Bereich Business Intelligence: Berichte, Dashboards und vorgedachte, konfigurierbare Auswertungen, also ein einfacher, angeleiteter Self-Service. Aus meiner Sicht kommen diese Werkzeuge in vielen Betrachtungen in letzter Zeit zu kurz. Die Gründe liegen auf der Hand: diese Themen haben Historie, sind ausgereift und es gibt vergleichsweise wenig Dynamik und spektakuläre Ereignisse in ihrem Umfeld. Das heißt im Umkehrschluss aber keinesfalls, dass die Themen nicht wichtig sind. Das Gegenteil ist der Fall.

Berichte und vorgedachte Dashboards haben wesentliche Vorteile: ihre Nutzung ist denkbar einfach. Sie sind mit Bedacht realisiert und weisen demzufolge eine hohe Qualität in Punkto Klarheit und adäquater Visualisierung auf. Sie werden von vielen Mitarbeitern verwendet, sind insofern eine einheitliche Kommunikationsgrundlage mit klarer Datenbasis und etablierten, als wichtig eingestuften Kennzahlen.

Üblicherweise verfügen ausgewählte Anwender über erweiterte Berechtigungen und Möglichkeiten, so dass sie Daten nach eigenen Vorstellungen visualisieren und ein Stück weit auswerten können. Die Ergebnisse münden häufig in neuen Berichten oder neuen Elementen für Dashboards, die anschließend wiederum einer breiteren Masse an Anwendern zugänglich gemacht wird. Gerade im Self-Service ist es wichtig, sorgfältig mit Berechtigungen und Befähigungen umzugehen: Self-Service ohne Governance führt ins Chaos. Bemerkenswert ist, dass die Euphorie um den Self-Service nach der Einführung meist schnell abebbt, sich dann die wahren Anwendungen erst langsam finden und in vielen Bereichen wieder die Standardisierung (mit Berichten und Dashboards) dominiert. Dies ist zwar auch durch die Bequemlichkeit der Anwender zu begründen, letzten Endes aber auch effizienter und im Sinne der Organisation.

Wir beschäftigen uns bei der QuinScape mit der Modernisierung des Berichtswesens (und häufig des anhängigen Data Warehouses) bei unseren Kunden mit Hilfe von führenden Open-Source Technologien (speziell TIBCO Jaspersoft und Talend). Dabei erleben wir geradezu eine Renaissance des Reportings. Obwohl natürlich auch für uns und unsere Mitarbeiter Projekte rund um Big Data und Advanced Analytics reizvoll und begeisternd sind, erleben wir aktuell eine Welle im Umfeld des Reportings: Bestehende Infrastrukturen sind in die Tage gekommen, viele Hersteller verändern ihre Lizenzpolitik auf eine für die Kunden unerfreuliche Art, so dass immer mehr Organisationen ihren Ansatz hinterfragen. Hier kann Open Source eine attraktive Alternative sein, die Abhängigkeiten verringert und gleichzeitig die Kosten signifikant reduziert.

Wenn das Thema für Sie interessant ist, stehe ich gerne für einen Austausch zur Verfügung und freue mich, von Ihren Gedanken hierzu zu erfahren.