Alles wird digital, alles wird zu Daten. Das Produkt der Digitalisierung sind Daten – und zwar in großen Mengen. Die uns umgebenden Datenmengen verdoppeln sich ungefähr alle 2 Jahre, nach Social Media ist Industrie 4.0 einer der nächsten Treiber. Der kompetente Umgang mit Daten wird immer mehr zum kritischen Wettbewerbsfaktor. Alle Branchen erleben Umwälzungen in deren Zentrum der kluge Umgang mit Daten steht.

Auf dieser abstrakten Ebene widerspricht kaum jemand, sind die Belege doch einfach zu groß und erschlagend. Schwierig wird es beim Anpacken: natürlich ist es nicht trivial, von heute auf morgen eine revolutionäre Umwälzung einer Branche herbeizuführen oder das eigene Geschäftsmodell angesichts neuer Möglichkeiten über Bord zu werfen.

Das verlangt aber auch niemand! Wie so viele Dinge ist auch der kompetente Umgang mit Daten etwas, das sich lernen lässt und nicht binär im Sinne von „tun wir“ oder „tun wir nicht“ bewertet werden kann. Auch datengetriebene Unternehmen haben sich meist erst hierzu entwickelt und einen Weg beschritten. Indem man die Aufgabe des kompetenten Umgangs mit Daten als Weg begreift, lässt sich dies operationalisieren und die ersten Schritte sind beileibe keine Raketenwissenschaft. Eine Chance also damit anzufangen – und zwar besser heute als morgen.

Beginnen Sie indem Sie Daten für Entscheidungen heranziehen. Studien belegen, dass auch heute noch die große Mehrzahl aller Entscheidungen ohne ausreichende Datengrundlage getroffen werden – mit teils verheerenden Konsequenzen. Dabei liegen die Daten vielfach vor, werden aber nicht konsequent in den Entscheidungsprozess einbezogen. Indem Entscheider Daten nutzen, ist ein notwendiger Erfolgsfaktor für eine datengetriebene Organisation gelegt: für jeden im Unternehmen wird erkennbar, dass Daten wichtig sind und als Basis für Entscheidungen herangezogen werden.

Dabei gibt es erfahrungsgemäß noch viele Hindernisse zu überwinden. In vielen Unternehmen gibt es Datensilos, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen und die teils unbewusst entstehen (bspw. durch Excel-Wildwuchs, unterschiedliche Software-Systeme und Insellösungen) oder manchmal auch bewusst gefördert werden (Herrschaftswissen, Fürstentümer). Solche Grenzen gilt es abzubauen, Daten zusammenzuführen und zu harmonisieren. Diese Themen sind IT-seitig aber längst gelöst, professionelle Werkzeuge stehen zur Verfügung.

Auf der anderen Seite sollten Wissensarbeiter Zugang zu den für sie relevanten Daten haben, möglichst mit professionellen und gleichermaßen einfachen Analysewerkzeugen, mit denen effektiv Fragen aus Daten beantwortet werden können. Auch hier ist die Welt längst fortgeschritten, so dass einfache Analysewerkzeuge sehr schnell von Entscheidern und Wissensarbeitern erlernt und im Alltag genutzt werden können, Analyse via Selbstbedienung.

Herausfordernd ist dann ein Wandel in der Kultur. Hat die Organisation erst gelernt, Fortschritte effektiv anhand von Daten messen zu können, kann gezieltes Experimentieren erfolgen um positive Dinge zu verstärken. Warum nicht Alternativen an kleinen Testmengen ausprobieren (wie dies bspw. im Marketing mit dem A/B-Testing bereits üblich ist), Ergebnisse messen und sich zielgerichtet entwickeln? Voraussetzung hierfür ist eine Kultur, die Experimente erlaubt, (günstige und schnelle) Fehlschläge erlaubt und kompetent Wirkungen analysiert. Entscheidungen sollten stets in Hinblick auf die Datengrundlage hinterfragt werden. Und natürlich ist auch eine entsprechende Qualifizierung unerlässlich, so dass Mitarbeiter Daten interpretieren und analysieren können.

Der wahre Nutzen entfaltet sich, wenn diese „Basisarbeiten“ erledigt sind. Indem Daten als wichtiges Asset angesehen und wertgeschätzt werden, dreht sich auch das Denken der Mitarbeiter zunehmend um Daten. Erst hierdurch erfolgt die Sensibilisierung für neue Geschäftsmodelle und Chancen im Markt. Warum nicht ausgewählte Daten den Kunden zur Verfügung stellen und damit das analoge Produkt mit einer digitalen Komponente abrunden? Warum nicht die eigenen Daten mit Partnern zusammenführen und neue Möglichkeiten ausloten?

Viele radikale Umwälzungen ganzer Branchen haben ihren Ursprung in solchen einfachen Gedanken. Erst mit dem Wandel zu einer datengetriebenen Organisation wird der Nährboden hierfür gelegt. Wer sich heute mit Daten und Analysen umgibt, denkt morgen in Richtung Big Data und Echtzeit, übermorgen möglicherweise in Richtung maschinellem Lernen und Digitaler Disruption. Eine Abkürzung gibt es nicht. Wer den ersten Schritt nicht geht, wird schnell vom Wettbewerb überholt – seien es bekannte Konkurrenten oder agile Neueindringlinge, die eine Branche neu denken.